So reduzieren Fernwärme-Versorger die Rücklauftemperaturen in ihren Netzen

Veröffentlicht am: 11. Juni 20254 Min. Lesezeit

So reduzieren Fernwärme-Versorger die Rücklauftemperaturen in ihren Netzen

Veröffentlicht am: 11. Juni 20254 Min. Lesezeit

Jeder Fernwärmeversorger weiß um die Bedeutung niedriger Rücklauftemperaturen für die Effizienz des Gesamtsystems bestehend aus Erzeugungsquelle, Verteilnetz und Kunde. Niedrigere Rücklauftemperaturen führen zu geringeren Wärmeverlusten, die das Kraftwerk gar nicht erst erzeugen muss. Zudem werden die umzuwälzenden Massenströme und damit die Netzpumpenleistung signifikant reduziert, die nutzbare Netzkapazität und der Kraftwerkswirkungsgrad verbessern sich.

Vor allem im Zuge der kommunalen Wärmeplanung sind Fernwärmeversorger zunehmend auf niedrigere Rücklauftemperaturen angewiesen, da nur so die Einbindung regenerativer Erzeugungsquellen wie z.B. Geothermie in ihre Wärmesysteme gelingen kann.

Beide wesentlichen Stoßrichtungen – Effizienzsteigerung und Einbindung regenerativer Quellen – sollten für die Hauptakteure der Wärmewende also Anlass genug sein, sich Mittel und Wege hin zu niedrigeren Rücklauftemperaturen zu überlegen.

Warum Rücklauftemperaturen in Fernwärme-Netzen derzeit so hoch sind

1. Die Macht des Faktischen

Tatsächlich fordern alle Fernwärmeversoger in ihren technischen Anschlussbedingungen die Einhaltung definierter Rücklauftemperaturen. Deren Einhaltung wird objektspezifisch aber oftmals nicht einmal gemessen, geschweige denn im Falle einer Nichteinhaltung wirksam sanktioniert. Die technische Drosselung des versorgerseitigen Volumenstroms würde zwar Wirkung zeigen, hätte aber ggf. auch negative Begleiterscheinungen für die Trinkwasserhygiene.[1] In diese rechtliche Grauzone wird sich kein Versorger freiwillig begeben, auch wenn die Vereinbarungen zwischen ihm und dem Fernwärme-Kunden dies eigentlich zuließen.

2. Vermeintliche Ökonomie schlägt Ökologie – das alte Dilemma

Zur Wahrheit gehört aber leider auch, dass sich ineffiziente Heizungsanlagen aus Perspektive der Versorger kurzfristig oftmals lohnen. Mehrverbrauch und höhere Anschlussleistungen heißen: mehr Umsatz mit mehr Gewinn. Ein Anreiz, mehr Effizienz in den Kundenanlagen zu fordern, war daher in der Vergangenheit eher nicht gegeben. Auch wenn das Effizienzpotenzial im Gesamtsystem Expertenschätzungen zufolge bei ca. 15 bis 20 Prozent liegen dürfte.[2]

[1] Vgl. auch: Uwe Gröschner, Reduzierung der Fernwärmerücklauftemperatur, Grenzen für die Versorgung mit Fernwärme Heizung Fach.Journal 2017.[2] Vgl. Knierim, R.: Rücklauftemperatur: Ungehobener Schatz für Versorger und Kunden, Euroheat & Power, 3/2007.

Die Erfolgsmethode der Stadtwerke Bruneck: rücklauftemperaturabhängige Wärmeversorgungstarife

Löbliche Ausnahmen sind österreichische Wärmeversorgungsunternehmen, die sich im Forschungsprojekt DeRisDH mit dem Ziel zusammengeschlossen haben, die Dekarbonisierung ihrer Wärmenetze u.a. durch die Reduzierung von Netztemperaturen voranzutreiben. [3]

Als Vorreiter in Italien gelten die Stadtwerke Bruneck in Südtirol. Sie haben bereits vor vielen Jahren ein Preismodell entwickelt, in dem Effizienz in Form niedrigerer Rücklauftemperaturen belohnt wird. So liegt der Fernwärmepreis pro Kilowattstunde bei einer Rücklauftemperatur (RLT) unter 35 °C ca. 20 Prozent niedriger als bei einer RLT > 55 ° C. Dies ist ein ordentlicher Anreiz für jeden Kunden, das Optimum aus seiner Heizungsanlage herauszuholen und so seinen Beitrag zum Gesamtwärmesystem zu leisten

[3] Risikominderung bei der Dekarbonisierung städtischer Wärmenetze durch Reduzierung der Netztemperaturen und Nutzung von Flexibilität

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Hydraulischer Abgleich ermöglicht niedrige Rücklauftemperaturen

Das größte Optimierungspotenzial zur Einhaltung der Rücklauftemperatur im Gebäudebestand liegt in einer hydraulischen Einregulierung des kundenseitigen Wärmeverteil- und Trinkwarmwassersystems. Das konnte myWarm mit seinem patentierten temperaturbasierten Verfahren für den hydraulischen Abgleich gemeinsam mit den Stadtwerken Bruneck eindrucksvoll unter Beweis stellen.

myWarm Fernwärme-Check: Optimierung für den Fernwärmeanschluss 

Mit dem myWarm Fernwärme-Check wird die Anbindung an die Fernwärme optimiert – auf Basis des patentierten, temperaturgeführten hydraulischen Abgleichs. Dabei wird nicht nur die Heizungsanlage effizienter eingestellt, sondern auch die Rücklauftemperatur aktiv geprüft und reguliert.

Der Check analysiert die real gemessenen Rücklauftemperaturen über einen längeren Zeitraum und dokumentiert diese transparent im Fernwärme-Check-Protokoll. Daraus lassen sich konkrete Schritte zur Verbesserung der Anlageneffizienz ableiten.

Typische Maßnahmen umfassen z. B.:

  • Verwendung von Ventilen mit großer Temperaturspreizung zur Feinjustierung des Wärmeflusses

  • Installation von Rücklauftemperaturbegrenzern, die eine vollständige Wärmeabgabe sicherstellen

  • Einbindung von Wärmepumpen im Rücklauf zur weiteren Absenkung der Rücklauftemperatur

Dank der exakten Temperaturdaten und der praxisnahen Analyse geht der myWarm Fernwärme-Check über bloße Rechenmodelle hinaus. So können Immobilieneigentümer und Fachplaner fundierte Entscheidungen treffen, um einen stabilen Fernwärmeanschluss zu gewährleisten und langfristig Energiekosten zu senken.

Der myWarm Abgleich entspricht den Vorgaben des GEG und wird von allen relevanten Förderprogrammen anerkannt.

Reduzierte Rücklauftemperaturen sind ein Win-Win-Win

So profitieren alle:

  • Fernwärmeversorger, denn nun bekommen sie die niedrigeren Rücklauftemperaturen, die sie für die Wärmewende so dringend benötigen.
  • Kunden, weil sie deutliche Preisvorteile technologieoffen nutzen können.
  • Und die Umwelt, weil in einer effizienten Anlage bis zu 35 Prozent Energie gespart wird.

Es bleibt zu hoffen, dass auch die großen Versorgungsunternehmen in den deutschen Ballungsräumen künftig das Potenzial alternativer Preismodelle erkennen und ihre bisher zurückhaltende Position überdenken. Die rechtlichen Rahmenbedingungen rund um Preisgleitklauseln in der Fernwärme sind komplex – gleichzeitig zeigt die Praxis, dass sich bei entsprechendem Gestaltungswillen oft tragfähige Lösungen finden lassen.

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