So reduzieren Fernwärme-Versorger die Rücklauftemperaturen in ihren Netzen
So reduzieren Fernwärme-Versorger die Rücklauftemperaturen in ihren Netzen
Jeder Fernwärmeversorger weiß um die Bedeutung niedriger Rücklauftemperaturen für die Effizienz des Gesamtsystems bestehend aus Erzeugungsquelle, Verteilnetz und Kunde. Niedrigere Rücklauftemperaturen führen zu geringeren Wärmeverlusten, die das Kraftwerk gar nicht erst erzeugen muss. Zudem werden die umzuwälzenden Massenströme und damit die Netzpumpenleistung signifikant reduziert, die nutzbare Netzkapazität und der Kraftwerkswirkungsgrad verbessern sich.
Aber auch im Zuge der Wärmewende sind Fernwärmeversorger zunehmend auf niedrigere Rücklauftemperaturen angewiesen, da nur so die Einbindung regenerativer Erzeugungsquellen wie z.B. Geothermie in ihre Wärmesysteme gelingen kann.
Beide wesentlichen Stoßrichtungen – Effizienzsteigerung und Einbindung regenerativer Quellen – sollten für die Hauptakteure der Wärmewende also Anlass genug sein, sich Mittel und Wege hin zu niedrigeren Rücklauftemperaturen zu überlegen.
Warum Rücklauftemperaturen in Fernwärme-Netzen derzeit so hoch sind
1. Die Macht des Faktischen
Tatsächlich fordern alle Fernwärmeversoger in ihren technischen Anschlussbedingungen die Einhaltung definierter Rücklauftemperaturen. Deren Einhaltung wird objektspezifisch aber oftmals nicht einmal gemessen, geschweige denn im Falle einer Nichteinhaltung wirksam sanktioniert. Die technische Drosselung des versorgerseitigen Volumenstroms würde zwar Wirkung zeigen, hätte aber ggf. auch negative Begleiterscheinungen für die Trinkwasserhygiene.[1] In diese rechtliche Grauzone wird sich kein Versorger freiwillig begeben, auch wenn die Vereinbarungen zwischen ihm und dem Fernwärme-Kunden dies eigentlich zuließen.
2. Vermeintliche Ökonomie schlägt Ökologie – das alte Dilemma
Zur Wahrheit gehört aber leider auch, dass sich ineffiziente Heizungsanlagen aus Perspektive der Versorger kurzfristig oftmals lohnen. Mehrverbrauch und höhere Anschlussleistungen heißen: mehr Umsatz mit mehr Gewinn. Ein Anreiz, mehr Effizienz in den Kundenanlagen zu fordern, war daher in der Vergangenheit eher nicht gegeben. Auch wenn das Effizienzpotenzial im Gesamtsystem Expertenschätzungen zufolge bei ca. 15 bis 20 Prozent liegen dürfte.[2]
[1] Vgl. auch: Uwe Gröschner, Reduzierung der Fernwärmerücklauftemperatur, Grenzen für die Versorgung mit Fernwärme Heizung Fach.Journal 2017.[2] Vgl. Knierim, R.: Rücklauftemperatur: Ungehobener Schatz für Versorger und Kunden, Euroheat & Power, 3/2007.
Die Erfolgsmethode der Stadtwerke Bruneck: rücklauftemperaturabhängige Wärmeversorgungstarife
Eine löbliche Ausnahme sind die Stadtwerke Bruneck in Südtirol. Sie haben bereits vor vielen Jahren ein Preismodell entwickelt, in dem Effizienz in Form niedrigerer Rücklauftemperaturen belohnt wird. So liegt der Fernwärmepreis pro Kilowattstunde bei einer Rücklauftemperatur (RLT) unter 35 °C ca. 20 Prozent niedriger als bei einer RLT > 55 ° C. Dies ist ein ordentlicher Anreiz für jeden Kunden, das Optimum aus seiner Heizungsanlage herauszuholen und so seinen Beitrag zum Gesamtwärmesystem zu leisten.
Reduzierte Rücklauftemperaturen sind ein Win-Win-Win
So profitieren alle:
Vielleicht erkennen auch die großen Versorger in den deutschen Ballungsräumen künftig das Potenzial dieser Preismodelle und überdenken ihre bislang ablehnende Haltung, die oft mit dem Hinweis auf die rechtlichen Anforderungen an Fernwärme-Preisgleitklauseln begründet wird. Wo ein Wille ist, findet sich meist auch ein Weg.
Hydraulischer Abgleich ermöglicht niedrige Rücklauftemperaturen
Das größte Optimierungspotenzial zur Einhaltung der Rücklauftemperatur im Gebäudebestand liegt in einer hydraulischen Einregulierung des kundenseitigen Wärmeverteil- und Trinkwarmwassersystems. Das konnte myWarm mit seinem patentierten temperaturbasierten Verfahren für den hydraulischen Abgleich gemeinsam mit den Stadtwerken Bruneck eindrucksvoll unter Beweis stellen.
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